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Anderen "Zu-Gang" zum Glauben wagen

Durch die heilige Pforte im Jahr der Barmherzigkeit gehen

Papst Franziskus hat ein „Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen. Zu diesem ausserordentlichen Jubeljahr wurden in Rom sowie weltweit in allen Bischofskirchen Heilige Pforten geöffnet. Philipp Hautle aus Rebstein, Pastoralassistent im Ruhestand, ist Beauftragter der Heiligen Pforte der St. Galler Kathedrale und stellt uns diese näher vor.

 

Ein „Heiliges Jahr“: Was ist das?

Philipp Hautle: Das Heilige Jahr erinnert an das Jobeljahr der Israeliten, das alle 50 Jahre als besonderes Jahr der Vergebung zu feiern war. Papst Paul II. legte 1470 den Abstand auf 25 Jahre fest.

 

Papst Franziskus hat ein „ausserordent-liches“ Jubeljahr ausgerufen. Warum?

Philipp Hautle: Er wollte an die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern, das am 8. Dezember 1965 zu Ende ging.

 

Barmherzigkeit: Was meint dieser Begriff?

Philipp Hautle: Lateinisch: Miseri-cor-dia, ein Herz für diejenigen in der Misere. Das hebräische Wort ist verwandt mit „Mutterschoss“ – geborgen sein im Mutterschoss Gottes.

 

Welche Rolle haben die heiligen Pforten?

Philipp Hautle: Einen anderen Zu-Gang zu Glauben und Kirche wagen. Barmherzig leben statt selbstgerecht über Religion zu debattieren.

 

Was erwartet die Besucher der Pforte der Barmherzigkeit in St. Gallen?

Philipp Hautle: Die Pforte ist als Besinnungsweg gestaltet: Barmherzige Samariter – heute; Jesus der Barmherzige fällt selber unter die Räuber - sein Leidensweg und wie er damit umgeht; weitere Perlen der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit entdecken als Anregung zur eigenen Barmherzigkeit.

 

Mit dem Besuch der Pforte der Barmherzigkeit ist ein Ablass verbunden.

Philipp Hautle: Papst Franziskus schreibt im Verkündigungsschreiben zum Heiligen Jahr: „Den Ablass des Heiligen Jahres zu leben heisst, sich der Barmherzigkeit des Vaters anzuvertrauen in der Gewissheit, dass seine Vergebung sich auf das gesamte Leben der Gläubigen auswirkt.“

 

Was will der Papst damit sagen?

Philipp Hautle: Ich sehe das als neuen Zugang zum „Ablass“, der in der Kirchengeschichte so viel Unheil brachte: Wir lassen davon ab, Gott vorzurechnen, was wir leisten. Oder gar: wir lassen davon ab, Gott vorzuschreiben, unter welchen Bedingungen er uns Sünden und Sündenstrafen nachlassen darf. Wir vertrauen auf ihn. Wir leben dieses Vertrauen, im Umgang miteinander, auch im Umgang in unseren Pfarreien.

 

Welche Bedeutung hat das Jahr der Barmherzigkeit für dich persönlich?

Philipp Hautle: Ich fühle mich vom Aufruf zur Barmherzigkeit angesprochen. Was ich und unsere Welt heute so dringend brauchen ist dieses Zeugnis, wie es der barmherzige Jesus gelebt hat. Dabei merke ich, wie sehr ich selbst mit mir barmherziger umgehen muss, damit ich es auch mit anderen sein kann.

 

Die Pforte der Barmherzigkeit am Westeingang der Kathedrale ist bis 16. November 2016 immer geöffnet, wenn auch die Kathedrale offen ist. Jeden Mittwoch wird um 15 und 17 Uhr eine Begleitung durch die Pforte angeboten. Auf Anfrage ist dies auch sonst für Gruppen möglich. Jeden 3. Mittwoch im Monat um 17.30 Uhr zusätzlich Impulse zur Barmherzigkeit und Beichtmöglichkeit. Weitere Informationen unter:

www.bistum-stgallen.ch/misericordia